Vorwort
zu "Rheinische Kinder II. Alte und neue Geschichten für
Jung und Alt".
(Düsseldorf o.J.)
Meiner rheinischen Heimat
gewidmet
Wenn ich in dem vorliegenden Bändchen wieder einen Teil meiner
Erzählungen unter dem Titel "Rheinische Kinder" zusammenfasse,
nachdem der erste Band eine über Erwarten freundliche Aufnahme
gefunden hat, so gebe ich damit meiner rheinischen Heimat zurück,
was ich von ihr empfangen habe. Denn ich habe die Geschichten nicht
erfunden: Das Leben hat sie mir zugetragen, und ich habe sie nur
in meiner Art gestaltet. An manchen Kindern, von denen ich in diesen
Blättern erzähle, habe ich selbst meine innige Freude
gehabt. In unvergänglicher Frische steht ihr Bild vor meinem
geistigen Auge: Alfred der Prachtjunge, das drollige Karlchen, dem
der Vater den Kuchen wegfraß, der zielbewußte Hans Jochen,
der mit dem Jagdfernglas und der Rehlocke in der Schürzentasche
in den Wald zog, um das Rickelche zu suchen. Manchmal ist mir auch
der Stoff zu einer Erzählung von dem geschenkt worden, der
sie als Kindheitserinnerung in seinem Innern bewahrt hatte.
Die Geschichte "Um zwei Pfennige" erzählte mir ein
bekannter Düsseldorfer Maler und sie wiederum gewann mir das
"goldene Herz" des vortrefflichen Mannes, dessen Jugenderlebnisse
ich in der letzten Erzählung des Bandes "Der Huhbeiner"
geschildert habe. "Die Ladenhüter", das herzige Prinzeßchen
und das fussige Jüppchen, fand ich selbst so reizend, daß
ich nicht umhin konnte, auch andere Kinderfreunde mit ihnen bekannt
zu machen.
Haben nun die rheinischen
Kinder ihre besondere Eigenart? - Ich möchte diese Frage bejahen.
Sie haben durchweg eine allerliebste Art von Zutraulichkeit und
Schlagfertigkeit; sie sind mitteilsam, wißbegierig, regsam
und guten Muts. Ihr heller Verstand wird auf das Glücklichste
ergänzt durch ein warmes, sonniges Gemüt. Wenn es in dem
Kölner Karnevalsliede heißt: "Die kölsche Mädcher,
die kölsche Junge, - die sind dem Herjott jut jelunge",
so dürfte diese Behauptung wohl durchweg auf unsern ganzen
lieben rheinischen Nachwuchs passen.
Möge der Herrgott die rheinischen Kinder auch weiter unter
seinen Schutz nehmen, damit sie am herrlichsten der deutschen Ströme,
befreit von den Fesseln der Fremdherrschaft, heranwachsen zu treuen
und tüchtigen deutschen Männern und Frauen.
Text: Ruth Sandhagen
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