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Frauen-Kultur-Archiv | Fotografinnen/Nachkriegszeit. Käthe Augenstein

Fotografinnen der frühen Nachkriegszeit im Rheinland
Käthe Augenstein (1899 – 1981)


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Lehrjahre in Berlin

Katharina Christine Augenstein, geboren am 20. Dezember 1899 in Bonn-Kessenich, wuchs als jüngste von drei Töchtern der Eheleute Helene und Joseph Augenstein in einer gutbürgerlichen Familie auf. Sie besuchte eine Höhere Töchterschule und zeigte sich schon während ihrer Schulzeit künstlerisch interessiert. Nach ihrem Abschluss machte sie eine fotografische Ausbildung, mit der sie die Grundlage für ihre berufliche Tätigkeit legte, die sie mit großer Leidenschaft jahrzehntelang ausübte. Wie selbstverständlich bewegte sie sich bald in der Bonner Künstlerszene, war in ständigem Kontakt mit anderen Kunstschaffenden und profitierte im Anschluss an den Ersten Weltkrieg von der neuen verbesserten gesellschaftlichen Stellung der Frau. Allerdings merkte Katharina „Käthe“ Augenstein, dass sie sich in Bonn zwar professionell mit der Fotografie beschäftigen konnte, doch sah sie dort langfristig keine Entfaltungsmöglichkeiten mehr, weil sie sich in den verschiedenen Bonner Ateliers nicht uneingeschränkt weiterentwickeln konnte. Aus diesem Grund verließ sie die Heimatstadt, um in Berlin, damals das avantgardistische Zentrum der Fotografie, neue Arbeitstechniken zu lernen. So absolvierte sie von 1927 bis 1929 eine Ausbildung im renommierten Lette-Verein, wo sie neben einer weiteren Grundausbildung auch spezielle Kurse – z. B. zu Montagetechniken oder zur Werbefotografie – besuchte. Insbesondere ihr Talent für Porträtfotografie zeichnete sich bereits zu dieser Zeit ab. In Berlin lebte sie in regem Austausch mit der progressiven Künstlerszene und lernte dort ihren Lebensgefährten, den expressionistischen Maler Werner Scholz, kennen.

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Otto Dix, Maler, Dresden 1930 [Quelle: Krell, Sabine (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S. 57] © Stadtarchiv Bonn
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Renée Sintenis, Bildhauerin, Berlin 1932 [Quelle: Krell, Sabine (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S. 56] © Stadtarchiv Bonn

Pressefotografie

Käthe Augenstein schaffte als eine der wenigen Frauen den Einstieg in die Pressefotografie. Ab 1930 arbeitete sie für die Agentur „Dephot“, eine der innovativsten Agenturen des Landes, sodass ihre Aufnahmen bald in verschiedenen Illustrierten erschienen. Während des Zweiten Weltkrieges konzentrierte sich ihre Tätigkeit auf Auftragsarbeiten für den Ullstein-Verlag, für den sie auch in den Nachkriegsjahren weiterhin eine Fülle an Fotomaterial lieferte. Während ihrer gesamten beruflichen Laufbahn war Käthe Augenstein als gefragte Pressefotografin unterwegs und pflegte stets Kontakte zu Größen des modernen Fotojournalismus wie Robert Cappa und Harald Lechenperg.

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Elsbeth Heddenhausen, Leiterin des fotografischen Ateliers im Ullstein-Verlag, Berlin 1936 [Quelle: Krell, Sabine (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S. 16] © Stadtarchiv Bonn

Die Rückkehr nach Bonn

Da in der Endphase des Krieges ihre Berliner Wohnung komplett ausbrannte, einschließlich der Kameras, verließ sie Berlin und ging zurück nach Bonn, wo ihre ältere Schwester und deren Familie lebten. Käte Augenstein knüpfte über die dortige Donnerstag-Gesellschaft Kontakte zu Künstlern und Intellektuellen, die in der Nazizeit zur inneren Emigration gehört hatten. Zu einigen Künstlern entwickelten sich im Laufe der Zeit enge Freundschaften, die ihr wertvolle Einblicke in neue künstlerische Arbeitstechniken ermöglichten, welche sie wiederum für ihre Fotografie fruchtbar machen konnte. Hierzu gehörte auch der rege Austausch mit dem Maler Hans Thuar, der ihr für ihre spätere Spezialisierung auf die Porträtfotografie die erforderlichen Grundlagen der Bildkomposition vermittelte.

Käthe Augenstein, inzwischen eine feste Größe der Bonner Kulturszene, nahm an Veranstaltungen der Fotografen-Innung teil und organisierte in ihrem Atelier von Zeit zu Zeit selbst Gesprächsrunden oder Vortragsabende. Auch wenn sie wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen in ihrem Berufsfeld mit finanziellen Unsicherheiten leben musste, konnte sie als etablierte Pressefotografin steigende Auftragszahlen verzeichnen. In ihrem eigenen Atelier bildete sie außerdem Lehrlinge aus, die ihr mit der Zeit Routinetätigkeiten abnahmen und ihr dadurch mehr Raum für Fotoarbeiten außerhalb des Fotostudios ermöglichten.

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Elisabeth Langgässer, Schriftstellerin, 1948 [Quelle: Krell, Sabine (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S. 49] © Stadtarchiv Bonn

Bedingt durch ihre Arbeit für die Bildagentur „Dephot“ war Käthe Augenstein erfahren in der Entwicklung von Fotoreportagen, die auf den Betrachter wegen ihrer erzählerischen Komponente sehr ansprechend wirkten. Als im Bonn der Nachkriegszeit der Wohnungsmangel für Studierende immer größer wurde und diese deshalb in viel zu engen, fensterlosen Bunkern hausen mussten, dokumentierte die Fotografin 1949 diese mangelhaften Wohnzustände aus nächster Nähe n Form einer Kleinbild-Fotoreportage.

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Bonner Studentenbunker in der Trierer Straße, 1949 [Quelle: Krell, Sabine (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S.103] © Stadtarchiv Bonn

Architekturfotografie in Bonn

Käthe Augenstein erprobte sich lange Zeit in verschiedenen Bereichen der Fotografie. Dabei nahm auch die Architekturfotografie einen wesentlichen Raum ein. Mit ihrer Kamera spürte die Fotografin in ihrer Heimatstadt und der ganzen Region wichtige, manchmal auch schlichtweg interessant wirkende Bauwerke und Orte für fotografische Auftragsarbeiten und Reportagen auf. Dabei kam es ihr darauf an, speziell die klaren geometrischen Formen, die den Motiven ihre ganz besondere Form der Ordnung verleihen, zu betonen. Auf dem Foto des Treppenhauses der Universität Bonn akzentuiert sie beispielsweise mit der von ihr gewählten Perspektive gekonnt die architektonische Linienführung des Treppenaufgangs und stellt diesen in das Zentrum des Bildes. Von der ihr eigenen Ausrichtung auf klare Formen zeugen auch ihre Aufnahmen der Wohngebäude des Bonner Regierungsviertels oder der Rheinbrücke.

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Treppenhaus der Universität Bonn, 1953 [Quelle: Krell, Sabine (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S. 122] © Stadtarchiv Bonn
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Bonner Rheinbrücke, 1951 [Quelle: Krell, Sabine (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S. 124] © Stadtarchiv Bonn
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Wohnsiedlung des Finanzministeriums, Lotharstraße Bonn, 1950 [Quelle: Krell, Sabine (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S. 119] © Stadtarchiv Bonn

Porträtfotografie

Eine für ihre fotografische Entwicklung bedeutende künstlerische Schaffensperiode umfasste die unmittelbaren Nachkriegsjahre bis etwa 1960. In dieser Zeit intensivierte sie neben den Architekturstudien auch ihre Porträtstudien. In der neugegründeten Bundesrepublik mit Bonn als Hauptstadt erhielt sie sehr früh viele Aufträge von Verlagen für Porträtaufnahmen von Persönlichkeiten der Politik. 1947 wurde sie offiziell vom Parlamentarischen Rat sowie vom Landtag in Düsseldorf beauftragt, das politische Geschehen fotografisch zu begleiten und Politikerporträts für offizielle Pressefotos anzufertigen. Weil sie sich mit diesen Aufnahmen endgültig auch überregional einen Namen gemacht hatte, konnte sie darüber hinaus etliche andere Persönlichkeiten des öffentlichen Interesses vor der Kamera ins richtige Licht setzen, darunter Schriftsteller wie Thomas Mann, Künstler, Wissenschaftler sowie Schauspieler, z. B. Hans Albers oder Musiker.

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Helene Weber, Abgeordnete des Parlamentarischen Rats, Bonn 1948 [Quelle: Krell, Sabine (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S. 92] © Stadtarchiv Bonn
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Maximilian Schell, Schauspieler, Bonn 1955 [Quelle: Krell, Sabine (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S. 129] © Stadtarchiv Bonn

Käthe Augenstein entwickelte einen besonderen Stil, mit dem sie sich von ihren Fotografenkollegen deutlich abgrenzte. Ihr starkes Interesse an Psychologie führte dazu, dass sie sich in ihrer Freizeit eingehend mit diesem Themengebiet beschäftigte. Die Einsichten, die sie dabei über die Grundzüge des menschlichen Verhaltens und Empfindens gewann, konnte sie sich bei ihrer Porträtfotografie im Umgang mit dem jeweiligen fotografischen Modell zunutze machen. Dabei war es ihr wichtig, individuelle Charakterstudien zu erarbeiten. Den Fokus legte sie dabei wesentlich auf die Augen, denen besondere Ausdruckskraft sie einzufangen bemüht war. Andere Porträtaufnahmen waren dadurch gekennzeichnet, dass sie die Umgebung der zu fotografierenden Person in das Bild integrierte. Auf diese Weise wollte sie eine ausdrucksstarke Atmosphäre schaffen, die den Charakter der darzustellenden Person in ihrem alltäglichen oder beruflichen Umfeld hervorhob.

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Ruth Arndt, 1956 [Quelle: Krell, Sabine (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S. 133] © Stadtarchiv Bonn
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Argentinierin, 1957 [Quelle: Krell, Sabine (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S. 135] © Stadtarchiv Bonn

Die späteren Jahre ihres Wirkens

In den späten 1950er und 1960er Jahren unternahm Käthe Augenstein vielfach inspirierende, länger andauernde Fotoreisen, die für sie eine willkommene Abwechslung zu ihrem Arbeitsalltag im Bonner Atelier bedeuteten. Unterwegs erprobte sie – jenseits von ihren gewohnten Auftragsarbeiten für Porträts – originelle Aufnahmentechniken, die teilweise sehr experimentelle Züge annahmen. Des Weiteren zeigte sie in dieser späten Phase ihrer Tätigkeit großes Engagement für „Soroptimist“, eine internationale Organisation, die sich für eine bessere Stellung berufstätiger Frauen und Chancengleichheit einsetzt.

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Atelier Käthe Augensteins, Herwarthstr.36, Bonn 1958 [Quelle: Krell, Sabine (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S.128] © Privatsammlung

Ihren Beruf übte sie mit großer Leidenschaft bis 1971 aus, doch aufgrund ihres zunehmenden Sehverlusts musste sie, inzwischen 72-jährig, ihr Atelier aufgeben. In ihrem Elternhaus in Bonn setzte sie sich schließlich zur Ruhe. Am 29. Dezember 1981 verstarb Käthe Augenstein im Alter von 82 Jahren in ihrer Heimatstadt.

© Frauen-Kultur-Archiv Düsseldorf
Zu Grunde gelegte Literatur:
Honnef, Klaus: Käthe Augenstein – die Porträts. In: Krell, Sabine (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S. 27-34.
Krell, Sabine: Käthe Augenstein. Biografie der Bonner Porträt- und Pressefotografin. In: Dies.(Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S. 10-20.
Krell, Sabine: Zur Sichtweise und stilistischen Prägung von Käthe Augenstein. In: Dies. (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S. 21-26.
Sachsse, Rolf: Mit der Handlampe auf beschriftete Wände und durch schmale Gänge. Käthe Augensteins Bildserie vom „Bonner Studentenbunker“ aus dem Jahr 1949. In: Krell, Sabine (Hrsg.): Käthe Augenstein 1899-1981. Fotografien. Bonn 2011, S.35-40.