Lehrjahre in Berlin
Katharina Christine Augenstein, geboren am 20. Dezember 1899 in Bonn-Kessenich, wuchs als jüngste von drei Töchtern der Eheleute Helene und Joseph Augenstein in einer gutbürgerlichen Familie auf. Sie besuchte eine Höhere Töchterschule und zeigte sich schon während ihrer Schulzeit künstlerisch interessiert. Nach ihrem Abschluss machte sie eine fotografische Ausbildung, mit der sie die Grundlage für ihre berufliche Tätigkeit legte, die sie mit großer Leidenschaft jahrzehntelang ausübte. Wie selbstverständlich bewegte sie sich bald in der Bonner Künstlerszene, war in ständigem Kontakt mit anderen Kunstschaffenden und profitierte im Anschluss an den Ersten Weltkrieg von der neuen verbesserten gesellschaftlichen Stellung der Frau. Allerdings merkte Katharina „Käthe“ Augenstein, dass sie sich in Bonn zwar professionell mit der Fotografie beschäftigen konnte, doch sah sie dort langfristig keine Entfaltungsmöglichkeiten mehr, weil sie sich in den verschiedenen Bonner Ateliers nicht uneingeschränkt weiterentwickeln konnte. Aus diesem Grund verließ sie die Heimatstadt, um in Berlin, damals das avantgardistische Zentrum der Fotografie, neue Arbeitstechniken zu lernen. So absolvierte sie von 1927 bis 1929 eine Ausbildung im renommierten Lette-Verein, wo sie neben einer weiteren Grundausbildung auch spezielle Kurse – z. B. zu Montagetechniken oder zur Werbefotografie – besuchte. Insbesondere ihr Talent für Porträtfotografie zeichnete sich bereits zu dieser Zeit ab. In Berlin lebte sie in regem Austausch mit der progressiven Künstlerszene und lernte dort ihren Lebensgefährten, den expressionistischen Maler Werner Scholz, kennen.