Dagmar Nick wurde am 30. Mai 1926 in Breslau geboren. Kurz vor dem Abitur erlitt sie eine schwere Tuberkulose, die sie daran hinderte, die Reifeprüfung abzulegen, so dass sie die Schule ohne diesen Abschluss verließ. Die Eltern Dagmar Nicks, beide Musiker, flüchteten vor den Nationalsozialisten nach Mähren und auch ihre Tochter floh, allerdings nach Bayern zu ihrem Onkel. Hier begann sie sich intensiv mit Graphologie zu beschäftigen und ihre ersten Gedichte zu schreiben: „Flucht“ wurde im Oktober 1945 in der Münchner „Neuen Zeitung“ veröffentlicht; zusammen mit anderen Gedichten zu Flucht und Vertreibung wurde es 1946 in die Anthologie „De profundis. Deutsche Lyrik in dieser Zeit“ aufgenommen. Zwei Jahre später erschien ihr erster Gedichtband „Märtyrer“, für den sie 1948 den Hamburger Liliencron-Preis erhielt, und sie wurde Mitglied des „Deutschen Schriftstellerverbandes“.
In den nächsten Jahrzehnten widmete sich Dagmar Nick neben Lyrik auch der Prosa und dem Hörspiel. Ihre Hörspiele wurden in verschiedenen Rundfunkanstalten gesendet, unter anderem führte Martin Walser Regie. Vor allem die Bände ihrer Reise-Prosa wie „Israel gestern und heute“ (1968) und „Götterinseln der Ägäis“ (1981) begründeten ihre Bekanntheit bei einer größeren Leserschaft.
In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entstanden Schriften zu Mythen-Traditionen, in denen sie Themen wie Unsterblichkeit und Tod in den Mittelpunkt stellt: „Medea, ein Monolog“ (1988), „Lilith, eine Metamorphose“ (1992) und „Penelope, eine Erfahrung“ (2000). Ihr letzter Gedichtband „Getaktete Zeit“ erschien 2021. In ihm reflektiert sie die wegbrechende Gesundheit, das eigene Fremdwerden und die emotionalen Beharrungskräfte des Herzens.
Dagmar Nick wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Eichendorff-Preis (1966), dem Schwabinger Kunstpreis für Literatur (1987) und dem Andreas-Gryphius-Preis (1997). Sie ist Mitglied des PEN- Clubs und der Bayrischen Akademie der schönen Künste und lebt in München.