Vor 25 Jahren starb Kunsthistorikerin Anna Klapheck
Sie versah einst den Part des Kunstgeschichts-Professors an der Düsseldorfer Akademie, jenes Dozenten, der den Kunststudenten klarmacht, dass sie nicht bei Null anfangen, dass Kunst vielmehr stets aus Kunst hervorgeht und dass es darum wichtig ist zu wissen, was frühere Generationen geschaffen haben. Dieses Amt, später von Werner Spies ausgefüllt, ließ schon früher Zeit, sich auch mit der Kunst der Gegenwart zu beschäftigen, auf dass der Brückenschlag zur Vergangenheit immer wieder gelingt.
Anna Klapheck, die 1899 geborene und vor 25 Jahren gestorbene Kunsthistorikerin, pflegte den Kontakt zur zeitgenössischen Kunst nicht nur aus beruflichen Gründen, sondern auch, weil er ihr spürbar Freude bereitete. Sie hatte zahlreiche Künstler, die uns heute als historische Größen erscheinen, noch persönlich gekannt und fasste ihre Erinnerungen später in Büchern zusammen, über Jankel Adler, Heinrich Campendonk, Bruno Goller, Ewald Mataré oder Johan Thorn Prikker. Besonders gut gelang ihr ein Büchlein über die Düsseldorfer Künstlerlegende Mutter Ey. Im Übrigen hatte mancher Text, der Eingang in die Bücher fand, zuvor in der Rheinischen Post gestanden.
Die Leser schätzten an Anna Klapheck nicht nur ihren hohen, nie zur Schau gestellten Sachverstand, sondern auch ihren schnörkellosen Stil. Der taugte zur Beschreibung von Bildern und Skulpturen und zur Charakterisierung des künstlerischen Milieus in Düsseldorf ebenso wie zur Wiedergabe von Vorträgen, die Literaturwissenschaftler im Goethe-Museum gehalten hatten. Einen Tag später kam Anna Klapheck jeweils voller im Zaum gehaltener Begeisterung in die RP-Redaktion, gab ihr blitzblankes, von keinerlei Eigenkorrekturen getrübtes Schreibmaschinen-Manuskript ab und freute sich, wenn sie und alle Goethe-Freunde es am nächsten Tag in der Zeitung lesen konnten.
Anna Klapheck war verheiratet mit Richard Klapheck (1883-1939), der an der Akademie jenen Posten bekleidete, auf den sie nachrückte. Aus der Ehe ging 1935 Konrad Klapheck hervor. Er setzte die Tradition der Eltern auf andere Weise fort, wurde Künstler und als solcher später ebenfalls Professor an der Akademie. So hat Anna Klapheck eine Künstlerlaufbahn auch aus familiärer Sicht verfolgen können.
Bertram Müller
In: Rheinische Post. Düsseldorfer Kultur, 25. Februar 2011