zurück zur Auswahlliste
Gedanken und Einfälle kreativer Frauen

Lily Braun

2. 7. 1865 – 9. 8. 1916
Frauenrechtlerin, Schriftstellerin, Publizistin

„[…] die Erkenntnis der eigenen Lage ist das erste Mittel, sich aus ihr zu befreien.“
(aus: „Die Frauenfrage“, Leipzig 1901, S. 326)

 

„Tue Deine Arbeit, dann erst findest Du Befriedigung, - erfülle Deine Bestimmung, dann erst wirst Du glücklich sein.“
(aus: „Memoiren einer Sozialistin. Lehrjahre“ <München 1909>, Berlin, Bonn 1985, S. 218)

 

„das Alte zu stürzen, dazu gehörte Titanenkraft; das Neue aufzubauen, ist die Aufgabe für den emsigen Fleiß der Vielen.“
(aus: „Im Schatten der Titanen. Erinnerungen an Baronin Jenny von Gutstedt“, Berlin 1908, S. 28)

 

„Ich suche Menschen wie Diogenes[…] und sehe dabei immer deutlicher, daß unsere miserable Erziehung uns um das Beste im Leben betrogen hat. Das bißchen Kunst und Wissenschaft hat man uns nur gelehrt, damit wir darüber schwatzen können. Es ist kein Teil unserer selbst geworden;[…]. Hätten wir den rechten Ernst, das tiefe Verständnis für sie, - Geist und Herz würden so sehr davon erfüllt sein, daß sie am Gemeinen und Oberflächlichen gar keine Freude empfänden.“
(aus. „Memoiren einer Sozialistin. Lehrjahre“ <München 1909>, Berlin, Bonn 1985, S. 149)

 

„Und Tradition und Konvention sah ich ihrer bunten Gewänder entkleidet als nackte Lügen vor mir, und mit einem einzigen Blick erkannte ich des Weibes Puppendasein. […]. '[V]iele Fesseln, - feine, die ich kaum fühlte, und grobe, die sich mir ins Fleisch schnitten, - umschnüren mich von klein an. Aber ich erkenne jetzt, daß ich jedes Jahr einige davon abstreifte.' “
(aus: „Memoiren einer Sozialistin. Lehrjahre“ <München 1909>, Berlin, Bonn 1985, S. 208f.)

 

„Denn die Wahrheit der Vergangenheit wird zur Lüge der Gegenwart. Wie ein Verbrechen verstecken wir, was in die alten Formen und Formeln nicht passen will, und sehen nicht, daß es vielmehr Verbrechen ist, diese Formen und Formeln aufrecht zu erhalten. Wir beugen uns unter Gesetze, gegen die wir uns innerlich empören, und triumphieren, wenn wir schließlich selbst das Gefühl der Empörung unterdrückt haben.“
(aus: „Memoiren einer Sozialistin. Lehrjahre“ <München 1909>, Berlin, Bonn 1985, S. 252)

 

„Denke bis zu den letzten Konsequenzen, reiße nieder, was deinem Denken im Wege steht; selbst das Heiligste, das Unantastbare ist unheilig und ein Frevel, wenn es dem Gedanken zur Schranke ward. Denke, - und du wirst reich, - denke, - und du wirst stark und froh.“
(aus : „Memoiren einer Sozialistin. Lehrjahre“ <München 1909>, Berlin, Bonn 1985, S. 256)

 

„Ein einziger Blick in das gemütliche Eßzimmer des Fabrikherrn mit den schmackhaften Gerichten und reinen Tellern auf dem frisch gedeckten Tisch und in den schmutzigen Winkel, wo diejenigen, auf deren Arbeit seine Behaglichkeit beruht, [...] Brot verzehren, müßte allein genügen, um das Verbrecherische der herrschenden Wirtschaftsordnung einzusehen.“
(aus: „Die Frauenfrage“, Leipzig 1901, S. 306f.)

 

„Wer eigene Wege sucht, findet wenig Gefährten.“
(aus: „Memoiren einer Sozialistin. Kampfjahre“ <München 1911>, Berlin, Bonn 1985, S. 809)

 

„Ich bin stets der Ansicht, [...]: daß es das höchste Glück der Mutter ist, Stufe zu sein ihren Kindern. Aber ich kenne noch ein Allerhöchstes: mit den Kindern weiter steigen zu können und das hoffe ich zu besitzen.“
(Brief an ihren Sohn Otto vom 5.März 1915. In: Julie Vogelstein: „Lily Braun. Ein Lebensbild“, Berlin 1922, S. 109)

 

(zusammengestellt von Victoria Vigener)

Druckversion
zurück zur Startseite