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Gedanken und Einfälle kreativer Frauen

Germaine de Staël

22. 4. 1766 – 14. 7. 1817
Romanautorin, kulturhistorische Essayistin, Salonière
„Es gibt in Frankreich über jeden Gegenstand soviel fertige Phrasen, daß mit ihrer Hilfe auch ein Dummkopf eine Zeitlang ganz vortrefflich redet und sogar für einen Augenblick einem Mann von Geist gleicht. In Deutschland würde ein Unwissender nicht wagen, seine Ansicht über irgendeine Sache in sicherm Ton vorzutragen [...]. In Deutschland wissen nur die hervorragenden Menschen wirklich zu plaudern, während sich in Frankreich alle Welt darauf versteht.“
(aus: „Über Deutschland“, Stuttgart 1980, S. 98, <Erstausgabe: „De l’Allemagne“ 1813>)

 

„Die Zeit gut auszufüllen, ist das Verdienst der Deutschen, sie vergessen zu machen, das Talent der Franzosen.“
(aus: „Über Deutschland“, Stuttgart 1980, S. 107, <Erstausgabe: „De l’Allemagne“ 1813>)

 

„Welchen Zauber entlehnt die Sprache der Liebe nicht der Poesie und den schönen Künsten! Wie schön ist’s, mit dem Herzen und mit dem Geist zu lieben! wie schön, auf solche Weise ein Gefühl zu vermannigfachen, [...] und in den Wundern der Natur und des Genies einen neuen Ausdruck zur Enthüllung des Herzens zu entdecken!“
(aus: „Über Deutschland“, Stuttgart 1980, S. 382, <Erstausgabe: „De l’Allemagne“ 1813>)

 

„Nicht eine gemäßigte Monarchie sieht man auf die Republik folgen, sondern eine Monarchie, die despotischer ist als die von 1788, weil es in der Masse des Dritten Standes gegen sie keine Opposition mehr gibt.“
(Brief an Pierre-Louis Graf Roederer vom 15. April 1797, in: Georges Solovieff (Hrsg.): „Madame de Staël. Kein Herz, das mehr geliebt hat. Eine Biographie in Briefen“, Frankfurt a. M. 1986, S. 109)

 

„Kommen Sie etwa nicht zu dem Schluß, daß die Freiheit etwas zu tun hat mit dem Interesse, das die Völker an ihrem Schicksal nehmen? [...] Bonaparte, über den Gleichmut von Paris sehr wütend, hat seinen versammelten Höflingen gesagt: „Was fehlt ihnen denn? Was fehlt ihnen denn?“ Und niemand hat sich erhoben [...], um ihm zu sagen: „die Freiheit, Bürger Konsul, die Freiheit!“
(Brief an Jacob Henri Meister vom 23. Oktober 1801, in: Georges Solovieff (Hrsg.): „Madame de Staël. Kein Herz, das mehr geliebt hat. Eine Biographie in Briefen“, Frankfurt a. M. 1986, S. 138)

 

„Ruhe ist nicht mehr gestattet, wenn es sich nicht nur um das Schicksal dieser Generation, sondern um eine lange Zukunft handelt, denn wenn die Politik Bonapartes siegt, wird man [...] sich davon überzeugen, daß seine unerbittliche Berechnung und seine Frechheit zusammen mit seiner Geschicklichkeit das ganze Geheimnis bilden, die Welt zu täuschen und zu unterwerfen.“
(Brief an General Jean-Victor Moreau von Anfang September 1813. In: Georges Solovieff (Hrsg.): „Madame de Staël. Kein Herz, das mehr geliebt hat. Eine Biographie in Briefen“, Frankfurt a. M. 1986, S. 350)

 

„Die Nationen müssen einander als Führer dienen, und alle täten unrecht, wollten sie sich des Wissens berauben, das sie sich gegenseitig leihen können. Es liegt etwas sehr Eigentümliches in dem Unterschied eines Volkes von einem andern [...]. Daher wird man in jedem Lande gut tun, wenn man fremde Gedanken aufnimmt, denn auf diesem Gebiete ist der Empfangende der Glücklichere.“
(aus: „Über Deutschland“, Stuttgart 1980, S. 332. <Erstausgabe: „De l’Allemagne“ 1813>)

 

(zusammengestellt von Victoria Vigener)

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