„Nicht das Gemüth, nur der
Gedanke befähigt den Menschen, einen Schmerz bis in seine Tiefen
durchzustehen, doch im Begreifen der Schmerzen liegt zugleich ihre
Heilung.[…] und ich sagte mir: nie wird ein auf socialen Grundlagen
erbauter Staat so grausam sein, als es jetzt die Familie in ihrer
patriarchalischen Abgeschlossenheit gegen alle Individuen ist, die
außer ihr stehen.“
(aus: „Ein Reiseabenteuer. Skizze“
in: Erzählungen von Gottfried und Johanna Kinkel,<1849>,
3. Auflage, Stuttgart 1883, S.224)
„Fast überall herrscht noch
im vornehmen Publikum der Aberglaube, als gehöre die Symphonie
nicht so recht mit zum Konzert, sondern sei nur eine Art Vorspiel
zu demselben. Ja, die Damen behandeln sie oft mit nicht mehr Aufmerksamkeit,
als die Trommel in den Menagerien. Sie finden das vollständige
Orchester eben bequem, um die Bemerkungen zu übertäuben,
die sie halblaut mit der Nachbarin über die Toiletten der Anwesenden
machen.“
(aus: „Musikalische Orthodoxie. Novelle“
in: Erzählungen von Gottfried und Johanna Kinkel,<1849>,
3. Auflage, Stuttgart 1883, S.289)
„[…] daß der Geist
der Tonkunst sich nicht auf einige wenige Häupter in der Frist
eines kurzen Zeitraumes niedergelassen hat, um als unwandelbares
Sternbild über einer unendlichen Nacht zu glänzen, sondern
daß er wie ein Feuerstrom durch alle Zeiten ergossen hier
als Flamme, dort als Fünkchen aufglüht, und daß
er, wo sein reines Licht erscheint. zünden und strahlen, nicht
verlöscht und zertreten werden soll.“
(aus: „Musikalische Orthodoxie. Novelle“
in: Erzählungen von Gottfried und Johanna Kinkel,<1849>,
3. durchgesehene Auflage, Stuttgart 1883, S.278)
„Ich jauchzte der mächtigen
Hummel Beifall zu, die sich tapfer bemühte, das Netz zu zerstören.
Ich glaubte, sie thue das alles um meinetwillen, denn sie brummte
immerzu von Gesetzen, die man zertrümmern müsse,, um dem
Volk da im Grase mehr Freiheit zu schaffen. Aber die absolutistische
Spinne verstand nichts davon. Sie war von der größten
Art und durfte sich kühn mit der Demagogin Hummel in den Kampf
wagen.“
(aus: „Lebenslauf eines Johannisfünkchens“
in: Erzählungen von Gottfried und Johanna Kinkel,<1849>,
3. durchgesehene Auflage, Stuttgart 1883, S.365f)
(zusammengestellt von Eileen Simonow)
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