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Gedanken und Einfälle kreativer Frauen

Käthe Kollwitz

8. 7. 1867 – 22. 4. 1945
Sozialkritische Bildhauerin, Grafikerin, Malerin

„Eine Arbeiterehe ist nur erträglich, wenn Mann und Frau gesund sind. So ist auch der Maßstab, den ich oft von Arbeiterfrauen an andere angelegt finde, immer derselbe: Sie kann arbeiten oder sie kann nicht arbeiten. Die Arbeiterwelt ist eine vollkommen geschiedene von der Bourgeoisiewelt. Es herrschen in ihr vollkommen andere Wertmaße.“
(Tagebucheintrag vom 30. August 1909, in: Käthe Kollwitz: „Ich sah die Welt mit liebevollen Blicken“, hrsg. von Hans Kollwitz, Hannover 1968, S. 180)

 

„Jetzt gehöre ich selbst schon zu der älteren Generation, die lange arrivée ist und der Jugend Platz und Licht wegnimmt. – Sehr interessant, die immer wieder anschwellende Woge der jüngsten Jugend. Sie kann den Gereifteren und denen mit Können und Handwerk nicht verständlich sein, denn sie bringt fast nie positive Vorzüge. Diese liegen in der Phantasie der Jugend. Doch hat die Jugend das Recht, sich mit diesen phantasievollen Zukunftsaugen anzusehn, ebenso wie die Nicht-mehr-Jugend das Recht hat, über die illusionistischen Werte der Jüngsten zu lächeln und sich davon abzuwenden ihren ausgereiften Sachen zu.“
(Tagebucheintrag vom April 1910, in: Käthe Kollwitz: „Ich sah die Welt mit liebevollen Blicken“, hrsg. von Hans Kollwitz, Hannover 1968, S. 163)

 

„Wie anders stehn die Mädchen jetzt, als wie ich jung war. Ich wuchs auf in einem Kreise, wo man selbständiges Denken und Urteilen hätte lernen können, aber ich tat es nicht.“
(Tagebucheintrag vom 5. Februar 1911, in: Käthe Kollwitz: „Ich sah die Welt mit liebevollen Blicken“, hrsg. von Hans Kollwitz, Hannover 1968, S. 50)

 

„Eigentlich bin ich nämlich gar nicht revolutionär, sondern evolutionär. Weil man mich aber als Künstlerin des Proletariats und der Revolution preist und mich immer fester in die Rolle schiebt, so scheue ich mich, diese Rolle nicht weiter zu spielen. Ich war revolutionär. Mein Kindheits- und Jugendtraum war Revolution und Barrikade. Wäre ich jetzt jung, so wäre ich sicher Kommunistin.“
(Tagebucheintrag vom Oktober 1920, in: Käthe Kollwitz: „Ich sah die Welt mit liebevollen Blicken“, hrsg. von Hans Kollwitz, Hannover 1968, S. 198)

 

„Vielleicht gehört sie <die Wittekind> zu den wenigen jungen Frauen, die wirklich allein für sich leben können. Ich meine nicht ohne Männer. Aber so, daß sie nicht ihr Zentrum in den Männern haben. Die meisten Frauen empfangen eigentlich erst ihr Leben durch die Männer, bilden es sich wenigstens ein, treten in die Ehe und sind nun fest.“
(Tagebucheintrag vom Mai 1922, in: Käthe Kollwitz: „Ich sah die Welt mit liebevollen Blicken“, hrsg. von Hans Kollwitz, Hannover 1968, S. 62)

 

„Wo gibt es denn jetzt unter den Malern ein Genie? Auch die männlichen Künstler können froh sein, achtungswerte Leistungen hervorzubringen, gute Künstler – Handwerker zu sein. Das können Frauen auch.“
(Tagebucheintrag vom Mai 1922, in: Käthe Kollwitz: „Ich sah die Welt mit liebevollen Blicken“, hrsg. von Hans Kollwitz, Hannover 1968, S. 63)

 

„Es ist mir natürlich eine große Freude, daß in Amerika sich Terrain zu ergeben scheint für meine Arbeit. Es war mir natürlich etwas deprimierend zu erleben, wie man hier schon zu den Toten gerechnet wurde oder genauer gesagt zu den nicht mehr Lebensberechtigten. Übergehen und Stillschweigen war die angewandte Methode.“
(Brief an Frau Dr. Löhnberg vom 6. Mai 1937, in: Käthe Kollwitz: „Briefe der Freundschaft und Begegnungen“, München 1966, S. 35)

 

(zusammengestellt von Eileen Simonow)

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