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Gedanken und Einfälle kreativer Frauen

Fanny Lewald

24. 3. 1811 – 5. 8. 1889
Erzählerin und Reiseschriftstellerin

„Es liegt im Grunde in jedem denkenden Menschen eben so ein Verlangen nach Universalität, wie nach der Möglichkeit Zeugniß von seinem Dasein zurückzulassen, nur daß bei der Verschiedenheit unserer Anlagen, das Mehr u[nd] weniger jener Verlangnisse aber auch die ganze Wesenheit dieser Leistungen bestimmt.“
(Fanny Lewald an Johann Jacoby, 18. September 1865, in: „Freundschaftsbriefe an einen Gefangenen: Unbekannte Briefe der Schriftstellerin Fanny Lewald an den liberalen jüdischen Politiker Johann Jacoby aus den Jahren 1865 und 1866“, hrsg. von Gabriele Schneider. Frankfurt/M. 1996, S.29)

 

„Eigentlich kenne ich auf der Welt gar nichts Selbstsüchtigeres u[nd]Schlimmeres als die sogenannte leidenschaftliche, aufopfernde Mutterliebe. Ich glaube, wenn solche Frauen es könnten, sie brächten die Kinder am liebsten dem Vater gar nicht zur Welt u[nd] behielten sie fix u[nd] fertig als ausschließliches Eigentum lebenslang im Mutterleibe – möchte dann bei dem Tode der Mutter einmal daraus werden, was wolle.“
(Fanny Lewald an Johann Jacoby, 25. September 1865 in: „Freundschaftsbriefe an einen Gefangenen: Unbekannte Briefe der Schriftstellerin Fanny Lewald an den liberalen jüdischen Politiker Johann Jacoby aus den Jahren 1865 und 1866“, hrsg. von Gabriele Schneider. Frankfurt/M. 1996, 1996, S.34)

 

„[…] denn das Dichten ist das Herausgreifen aus der Fülle des Wissens, ein schauendes Gestalten.“
(Fanny Lewald an Johann Jacoby, 2. September 1865, in: „Freundschaftsbriefe an einen Gefangenen [...], hrsg. von Gabriele Schneider. Frankfurt/M. 1996, S.12)

 

Ja freilich ist der Frauen Schicksal beklagenswerth – nur nicht das Ihre, meine Damen! sondern das Schicksal der hunderttausende von Frauen der Armen, der Dienenden, der Arbeitenden. Das Schicksal derer, über welche Sie klagen und sich beschweren.“
(aus: „Osterbriefe“, Berlin 1863, 2. Brief, S. 20)

 

„Wir müssen uns entschließen uns Dienstboten, Hausarbeiterinnen heranzubilden so gut wie der Kaufmann, der Handwerker, die Büreaus sich ihre Leute heranbilden, wir müssen sie erziehen durch unsere Lehre, durch unser Beispiel, durch die Gemeinsamkeit mit uns.“
(aus: „Osterbriefe“, Berlin 1863, 5. Brief, S. 60f)

 

„Meine Empfindung war mir zu heilig, ich war auch viel zu verzagt, um mir ein Talent zuzuerkennen, das mich zu dichten befähigte, und meines Vaters immer wiederholter Ausspruch, daß die Frau nur für das Haus geboren sei, hatte doch so weit auf mich zurückgewirkt, daß ich niemals ernstlich an die Verwirklichung der Träume dachte, welchen ich mich trotzdem fortwährend überließ.“
(aus: „Meine Lebensgeschichte“, <Berlin 1861>, hrsg. von Gisela Brinker-Gabler, Frankfurt/M. 1980, S. 182)

 

„Ich war einmal nicht wie alle Welt. Es lebte in mir ein großer, starker Glaube an eine hohe Liebe und an eine idealische Ehe, die mir ein Heiliges war, es lebte in mir das Gefühl von der wahren Menschenwürde, die man erniedrigt, wenn man den Menschen zwingen will, gegen sein eigenstes Wesen zu handeln; und all der Jammer, all die Kränkung, all die zornige Empörung, welche aus tausend Frauenherzen den Aufschrei nach Emanzipation hervorgebracht haben, ich habe sie von jener Stunde an nicht zu empfinden aufgehört […] .“
(aus: „Meine Lebensgeschichte“, <Berlin 1861>, hrsg. von Gisela Brinker-Gabler, Frankfurt/M. 1980, S. 169)

 

(zusammengestellt von Eileen Simonow)

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