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Gedanken und Einfälle kreativer Frauen

Malwida von Meysenbug

28. 10. 1816 - 26. 4. 1904
Schriftstellerin, Erzieherin, Frauenrechtlerin

„Die Basis aller Toleranz sollte die Betrachtung sein, daß die verschiedenen Anschauungen desselben Objekts für die verschiedenen Subjekte, denen sie angehören, jedesmal wahr sind, wie dies z.B. bei allen Religionen der Fall ist.“
(aus: „Memoiren einer Idealistin und ihr Nachtrag: Der Lebensabend einer Idealistin“, <Berlin 1876>, Neue Ausgabe, Berlin 1917, Bd.2, S. 223)

 

„Etwas zu sein ist das beste Mittel gegen das etwas scheinen zu wollen.“
(aus. „Memoiren einer Idealistin und ihr Nachtrag: Der Lebensabend einer Idealistin“, <Berlin 1876>, Neue Ausgabe, Berlin 1917, Bd.2, S. 224)

 

„Es gehört gewiß zu den größten moralischen Martern, wenn ein junges Wesen sich mit Inbrunst zu den unbekannten Regionen des Wissens und des Ideals hinsehnt und weder Mensch noch Gott findet, um seinen Wunsch zu erhören und diesen Schrei der Sehnsucht nach dem Manna in der Wüste zu befriedigen.“
(aus: „Memoiren einer Idealistin und ihr Nachtrag: Der Lebensabend einer Idealistin“, <Berlin 1876>, Neue Ausgabe, Berlin 1917, Bd.1, S. 25)

 

„Ich hatte noch die Biegsamkeit und Empfänglichkeit derjenigen Naturen, die man als liebenswürdig zu bezeichnen gewohnt ist. Eine solche Natur, in die Form der Ehe gegossen, nimmt die Gestalt an, die eine andere Individualität ihr gibt, und bleibt demnach ein abhängiges Geschöpf, das durch die Augen eines andern sieht und nach dem Willen eines andern handelt.“
(aus: „Memoiren einer Idealistin und ihr Nachtrag: Der Lebensabend einer Idealistin“, <Berlin 1876>, Neue Ausgabe, Berlin 1917, Bd.1, S. 56)

 

„Aber dem entsagen, was das geistige Leben fördert – sich ausschließen müssen von den großen Ereignissen des Lebens der Menschheit, von den Eindrücken, die uns über uns selbst und die Kleinheit der Existenz erheben – das war für mich stets der untragbarste Schmerz und schien mir die wahre Sünde gegen den heiligen Geist.“
(aus: „Memoiren einer Idealistin und ihr Nachtrag: Der Lebensabend einer Idealistin“, <Berlin 1876>, Neue Ausg., Berlin 1917, Bd.1, S. 149)

 

„[...] ich verdiente mir mein täglich Brot, ich war eine Arbeiterin wie die Töchter des Volks, und ich fand wieder, daß nur so das Geld einen sittlichen Wert hat, indem es Austauschmittel wird zwischen dem, der Dienste verlangt, und dem, der sie leistet. Ich kam durch die Praxis auf meine alten Theorieen von der Abschaffung des Erbrechts zurück, und es schien mir von neuem, als ob die Sittlichkeit und die menschliche Würde nur dabei gewinnen könnten.“ (aus: „Memoiren einer Idealistin und ihr Nachtrag: Der Lebensabend einer Idealistin“, <Berlin 1876>, Neue Ausgabe, Berlin 1917, Bd.1, S.298)

 

„Jeder Erwachsene aber […] sollte sich durch Arbeit sein Leben selbst verdienen. Welch eine tiefe und gesunde Revolution würde das in den Sitten, in den Grundideen des Daseins geben!“
(aus: „Memoiren einer Idealistin und ihr Nachtrag: Der Lebensabend einer Idealistin“, <Berlin 1876>, Neue Ausgabe, Berlin 1917, Bd.1, S. 298f)

 

„es ist kein Zweifel, daß die Gesellschaft nicht nur durch das Wegfallen der falschen Bildung gewinnen würde, sondern auch durch die erhöhte Zahl starker, ausgeprägter Individualitäten, die sich gegenseitig um so mehr interessante Dinge zuzubringen hätten […].“
(aus: „Memoiren einer Idealistin und ihr Nachtrag: Der Lebensabend einer Idealistin“, <Berlin 1876>, Neue Ausgabe, Berlin 1917, Bd.1, S. 299)

 

„Glaube ist gerade die Macht des Gemüts, die etwas, allem Wissen, allem Wollen zum Trotz, festhält. So gibt es den Glauben an einen Menschen, selbst wenn wir ihn augenblicklich auf falschen Wegen wandeln sehen, so gibt es den Glauben an eine metaphysische Welt, trotzdem jede dogmatische Vorstellung zerstört ist; so gibt es den Glauben an ein Ideal, ungeachtet der Ideallosigkeit der uns umgebenden Welt. Der Glaube ist das Spontanste, Unzerstörbarste in dem Gemüt, das gläubig angelegt ist.“
(aus: „Memoiren einer Idealistin und ihr Nachtrag: Der Lebensabend einer Idealistin“, <Berlin 1876>, Neue Ausgabe, Berlin 1917, Bd.2, S. 214)

 

„Die Propheten gehen den neuen Epochen voran, die Philosophen beschließen die alten, ihre Ären nähern sich demnach einander; deshalb verwechselt man sie so oft.“
(aus: „Memoiren einer Idealistin und ihr Nachtrag: Der Lebensabend einer Idealistin“, <Berlin 1876>, Neue Ausgabe, Berlin 1917, Bd.2, S. 340)

 

(zusammengestellt von Eileen Simonow)

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