„Die Hetären des Altertums
waren freie, hochgebildete und geachtete Frauen, denen niemand es
übel nahm, wenn sie ihre Liebe und ihren Körper verschenkten,
an wen sie wollten und so oft sie wollten und die gleichzeitig am
geistigen Leben der Männer mit teilnahmen. Das Christentum
hat statt dessen die Einehe und – die Prostitution geschaffen.“
(aus: „Viragines oder Hetären“
in: Franziska zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen,
Schriften. Selbstzeugnisse“, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M.
1986, S. 247)
„Als kleines Mädchen artig
in die Schule und manierlich mit Eltern oder 'Fräuleins’
spazieren gehen, als großes Mädchen je nach den Verhältnissen
als Nutzobjekt oder Dekorationsgegenstand im Hause figurieren, als
Braut sittlich errötend an der Aussteuer nähen, als Frau
dem Gatten sorgend und liebend zur Seite stehen, den Pflichten des
christlichen Ehebettes nach bestem Vermögen nachkommen und
ihre Kinder zu der selben trostlosen Lebenslangeweile erziehen.“
(aus: „Viragines oder Hetären“
in: Franziska zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen,
Schriften. Selbstzeugnisse“, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M.
1986, S. 237)
„Also, er ist fort – zu
seiner Frau und seinen Kindern. Lächeln Sie nicht so niederträchtig,
ich kann doch nichts dafür, daß alle möglichen Leute
Frau und Kinder haben. Man darf schon froh sein, wenn sie sich nicht
scheiden lassen wollen, um einem 'fürs Leben anzugehören’.“
(aus: „Von Paul zu Pedro“ in: „Drei
Romane“, München 1958, S. 222)
„Fortsetzung mit verheirateten
Männern ist überhaupt nichts Rechtes, ich hab’ das
Ausleihen niemals gerne gehabt. Es ist gerade so, wie wenn man sich
von Freundinnen einen Mantel oder Pelz leiht – dann gefällt
er mir, kleidet mich besonders gut, und ich ärgere mich, wenn
ich ihn zurückgeben soll. Man kann es auch vergessen oder etwas
daran ruinieren, und dann ärgert sich die Freundin.“
(aus: „Von Paul zu Pedro“ in: „Drei
Romane“, München 1958, S. 222f.)
„Im Anschluß an das Liebesproblem
kamen natürlich auch die 'wertvollen Menschen’ aufs Tapet
– also Wasser auf Ihre Mühle – die wertvolle Frau,
die so oft und unbegreiflicherweise ihr Gefühl an unwürdige
Objekte verschwendet, und der wertvolle Mann, der ungeliebt beiseite
steht, ja und so weiter, die ganze Litanei.“
(aus: „Von Paul zu Pedro“ in: „Drei
Romane“, München 1958, S. 228)
„Wir werden uns dabei unbedingt
in einen schroffen Gegensatz zu der Erziehungsmethode stellen müssen,
die in allen guten Familien üblich ist und deren Hauptcharakteristikum
das Verschleiern und Vertuschen aller das Geschlechtsleben betreffenden
Fragen ist.“
(aus: „Erziehung und Sittlichkeit“
in: Franziska zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen,
Schriften. Selbstzeugnisse“, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M.
1986, S. 250)
„Und da sie nun doch einmal in
Sünden empfangen und geboren sind, wollen wir sie auch den
Mut zur Sündhaftigkeit lehren, - die wir lieber Lebensfreude
nennen.“
(aus: „Erziehung und Sittlichkeit in:
Franziska zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen, Schriften.
Selbstzeugnisse“, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M. 1986,
S. 256)
„Von allen diesen Frauen, die
sich emanzipieren, um zu beweisen, daß das Weib nicht inferior
ist und bei jeder Gelegenheit betonen, daß sie im Gegenteil
den Mann für minderwertig halten – von allen diesen Frauen
hat wohl selten eine den Glauben an ihn durch Desillusionierung
auf praktischem Wege verloren.“
(aus: „Das Männerphantom der Frau“
in: Franziska zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen,
Schriften. Selbstzeugnisse“, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M.
1986, S. 223f.)
„Dazu kommt noch das Geschrei
nach Abschaffung der Prostitution, die doch das einzige Mittel ist,
die Gesellschaft einigermaßen so zu erhalten, wie es allen
wünschenswert erscheint. […] Es sind fast immer Frauen,
die dafür eintreten, und zwar meistens solche, die das Leben
vom Teetisch aus beurteilen.“
(aus: „Das Männerphantom der Frau“
in: Franziska zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen,
Schriften. Selbstzeugnisse, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M.
1986, S: 233)
„Wer […] dabei bleibt, daß
die Prostitution in direktem Gegensatz zu der eigentlichen Natur
des Weibes steht, der tue einmal die Augen auf, um zu sehen, wie
zahllose 'anständige’ und geachtete Frauen in der Ehe
vollständig das Leben einer Prostituierten führen mit
dem einzigen Unterschied, daß es nur ein Mann ist, anstatt
mehrerer, dem sie sich tagtäglich ohne Liebe und ohne Sinnlichkeit
hingeben, und der sie dafür versorgen muß – ohne
daß sich ihr Gefühl jemals dagegen empört.“
(aus: „Das Männerphantom der Frau“
in: Franziska zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen,
Schriften. Selbstzeugnisse“, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M.
1986, S. 233f.)
(zusammengestellt von Eileen Simonow)
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