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Gedanken und Einfälle kreativer Frauen

Franziska Gräfin zu Reventlow

18.5. 1871 - 7.1918
Autorin, Lebenskünstlerin, Revolutionärin

„Die Hetären des Altertums waren freie, hochgebildete und geachtete Frauen, denen niemand es übel nahm, wenn sie ihre Liebe und ihren Körper verschenkten, an wen sie wollten und so oft sie wollten und die gleichzeitig am geistigen Leben der Männer mit teilnahmen. Das Christentum hat statt dessen die Einehe und – die Prostitution geschaffen.“
(aus: „Viragines oder Hetären“ in: Franziska zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen, Schriften. Selbstzeugnisse“, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M. 1986, S. 247)

 

„Als kleines Mädchen artig in die Schule und manierlich mit Eltern oder 'Fräuleins’ spazieren gehen, als großes Mädchen je nach den Verhältnissen als Nutzobjekt oder Dekorationsgegenstand im Hause figurieren, als Braut sittlich errötend an der Aussteuer nähen, als Frau dem Gatten sorgend und liebend zur Seite stehen, den Pflichten des christlichen Ehebettes nach bestem Vermögen nachkommen und ihre Kinder zu der selben trostlosen Lebenslangeweile erziehen.“
(aus: „Viragines oder Hetären“ in: Franziska zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen, Schriften. Selbstzeugnisse“, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M. 1986, S. 237)

 

„Also, er ist fort – zu seiner Frau und seinen Kindern. Lächeln Sie nicht so niederträchtig, ich kann doch nichts dafür, daß alle möglichen Leute Frau und Kinder haben. Man darf schon froh sein, wenn sie sich nicht scheiden lassen wollen, um einem 'fürs Leben anzugehören’.“
(aus: „Von Paul zu Pedro“ in: „Drei Romane“, München 1958, S. 222)

 

„Fortsetzung mit verheirateten Männern ist überhaupt nichts Rechtes, ich hab’ das Ausleihen niemals gerne gehabt. Es ist gerade so, wie wenn man sich von Freundinnen einen Mantel oder Pelz leiht – dann gefällt er mir, kleidet mich besonders gut, und ich ärgere mich, wenn ich ihn zurückgeben soll. Man kann es auch vergessen oder etwas daran ruinieren, und dann ärgert sich die Freundin.“
(aus: „Von Paul zu Pedro“ in: „Drei Romane“, München 1958, S. 222f.)

 

„Im Anschluß an das Liebesproblem kamen natürlich auch die 'wertvollen Menschen’ aufs Tapet – also Wasser auf Ihre Mühle – die wertvolle Frau, die so oft und unbegreiflicherweise ihr Gefühl an unwürdige Objekte verschwendet, und der wertvolle Mann, der ungeliebt beiseite steht, ja und so weiter, die ganze Litanei.“
(aus: „Von Paul zu Pedro“ in: „Drei Romane“, München 1958, S. 228)

 

„Wir werden uns dabei unbedingt in einen schroffen Gegensatz zu der Erziehungsmethode stellen müssen, die in allen guten Familien üblich ist und deren Hauptcharakteristikum das Verschleiern und Vertuschen aller das Geschlechtsleben betreffenden Fragen ist.“
(aus: „Erziehung und Sittlichkeit“ in: Franziska zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen, Schriften. Selbstzeugnisse“, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M. 1986, S. 250)

 

„Und da sie nun doch einmal in Sünden empfangen und geboren sind, wollen wir sie auch den Mut zur Sündhaftigkeit lehren, - die wir lieber Lebensfreude nennen.“
(aus: „Erziehung und Sittlichkeit in: Franziska zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen, Schriften. Selbstzeugnisse“, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M. 1986, S. 256)

 

„Von allen diesen Frauen, die sich emanzipieren, um zu beweisen, daß das Weib nicht inferior ist und bei jeder Gelegenheit betonen, daß sie im Gegenteil den Mann für minderwertig halten – von allen diesen Frauen hat wohl selten eine den Glauben an ihn durch Desillusionierung auf praktischem Wege verloren.“
(aus: „Das Männerphantom der Frau“ in: Franziska zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen, Schriften. Selbstzeugnisse“, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M. 1986, S. 223f.)

 

„Dazu kommt noch das Geschrei nach Abschaffung der Prostitution, die doch das einzige Mittel ist, die Gesellschaft einigermaßen so zu erhalten, wie es allen wünschenswert erscheint. […] Es sind fast immer Frauen, die dafür eintreten, und zwar meistens solche, die das Leben vom Teetisch aus beurteilen.“
(aus: „Das Männerphantom der Frau“ in: Franziska zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen, Schriften. Selbstzeugnisse, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M. 1986, S: 233)

 

„Wer […] dabei bleibt, daß die Prostitution in direktem Gegensatz zu der eigentlichen Natur des Weibes steht, der tue einmal die Augen auf, um zu sehen, wie zahllose 'anständige’ und geachtete Frauen in der Ehe vollständig das Leben einer Prostituierten führen mit dem einzigen Unterschied, daß es nur ein Mann ist, anstatt mehrerer, dem sie sich tagtäglich ohne Liebe und ohne Sinnlichkeit hingeben, und der sie dafür versorgen muß – ohne daß sich ihr Gefühl jemals dagegen empört.“
(aus: „Das Männerphantom der Frau“ in: Franziska zu Reventlow: „Autobiographisches: Novellen, Schriften. Selbstzeugnisse“, hrsg. von Else Reventlow, Frankfurt/M. 1986, S. 233f.)

 

(zusammengestellt von Eileen Simonow)

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