„Die menschliche Person besitzt
nicht genügend Weite, um die ganze Welt entgegen zu
nehmen; genügend Tiefe, um alle Rangstufen des Seienden
zu erfassen; genügend Beweglichkeit und Kraft, um
von allem lebendig innerlich ergriffen und zum praktischen Wirken
getrieben zu werden. Tiefe, Spannweite, Kraft – je nach den
Individuen verschieden – umschreiben das Seinsmaß, das
den einzelnen Personen eigen ist, und damit die Möglichkeiten
der Auswirkung dessen, was die Person in sich ist, im aktuellen
Leben.“
(aus: „Potenz und Akt. Studien zu einer
Philosophie des Seins“. In: Edith Steins Werke, Freiburg im
Breisgau 1998, Bd. 18, S. 133)
„Die Zeit ist in der Ewigkeit
und hört in ihr niemals auf. Und was in der Zeit ist, ist eben
damit in der Ewigkeit, aber es ist anders in der Ewigkeit, als es
in der Zeit ist.“
(aus: „Potenz und Akt. Studien zu einer
Philosophie des Seins“. In: Edith Steins Werke, Freiburg im
Breisgau 1998, Bd. 18, S. 140)
„Es ist etwas völlig anderes,
ob jemand an andern innerlich wächst oder sich ihnen äußerlich
angleicht. Es ist kraft der personalen Freiheit möglich, die
Verhaltungsweisen anderer Menschen in der eigenen Lebensaktualität
nachzubilden und dadurch auch evtl. zu einer gewissen, die andern
nachbildenden Prägung zu gelangen; Analoges ist auf Grund von
unwillkürlicher Nachahmung möglich. In beiden Fällen
handelt es sich um eine Entwicklung, der keine innere Entfaltung
zugrunde liegt, um eine Schein-Bildung.“
(aus: „Potenz und Akt. Studien zu einer
Philosophie des Seins“. In: Edith Steins Werke, Freiburg im
Breisgau 1998, Bd. 18, S. 275)
„In potentia esse – in actu
esse, das sind die Seinsmodi endlicher Substanzen. Gott kann nicht
anders als in actu esse. Und damit ist zugleich seine Potenz in
actu. Substanz, Potenz, Akt fallen hier realiter zusammen. Beim
Geschöpf fallen sie auseinander und stehen in realer Relation.“
(aus: „Potenz und Akt. Studien zu einer
Philosophie des Seins“. In: Edith Steins Werke, Freiburg im
Breisgau 1998, Bd. 18, S. 9)
„Erst damit haben wir den Bildungsbegriff
erreicht, den man im allgemeinen im Auge hat; an Geistesbildung,
an Menschenbildung denkt man dabei. Die Seele soll Gestalt annehmen.“
(aus: „Ganzheitliches Leben. Schriften
zur religiösen Bildung“. In: Edith Steins Werke, Freiburg
im Breisgau 1998, Bd.12, S. 30)
„Was als Aufbaustoff für
die Seele in Betracht kommt, das wird in ihr Innerstes aufgenommen
und verwächst mit ihr. So wächst die Seele, wird reich
und weit, zugleich wächst aber damit die Welt, in die sie erkennend
hineinschaut und in die sie […] gestaltend eingreifen kann.“
(aus: „Ganzheitliches Leben. Schriften
zur religiösen Bildung“. In: Edith Steins Werke, Freiburg
im Breisgau 1998, Bd.12, S. 29)
(zusammengestellt von Eileen Simonow) |