Augenzeugenberichte über Mühsams Leiden
im KZ Oranienburg



Kreszentia Mühsams Schilderung eines Besuchs bei ihrem Mann im Konzentrationslager Oranienburg

Er war schrecklich zugerichtet, ich hatte es schwer, mein Entsetzen zu verbergen.

Er saß auf einem Stuhl, hatte keine Brille auf - man hatte sie ihm zerbrochen -, die Zähne waren ihm eingeschlagen, und sein Bart war von den Unmenschen so zugestutzt, dass der jüdische Typ zur Karikatur gewandelt war. Als er mich sah, stieß er hervor: „Warum bist Du in diese Hölle gekommen?“ Und beim Abschied: „Eins merke Dir Zenzl, ich werde ganz bestimmt niemals feige sein.“

 

Schilderung von Mithäftlingen

Das Gesicht war feuerrot und vollkommen verschwollen, die Augen blutunterlaufen. Er fiel kraftlos auf seinen Strohsack. „Die Schweine“, stieß er hervor, „ haben mir in den Mund gerotzt.“ Am nächsten Tag war sein linkes Ohr wie ein Boxerohr ganz dick angeschwollen, und aus dem Gehörgang trat eine Blase heraus. Acht Tage ließ man ihn in diesem Zustand ohne Hilfe. Erich Mühsam sagte zu mir: „Weißt Du, vor dem Sterben habe ich keine Angst, aber dieses langsame Hinmorden, das ist das Grauenhafte.“

 


Noch an einem seiner letzten Abende sagte Erich Mühsam:

„Wenn Ihr hört, daß ich Selbstmord begangen habe, so dürft Ihr es nicht glauben.“

 

 
Erarbeitung:
Victoria Vigener,
Denise Rodehutskors