Exil: Jahre der Not „Ob irgendwelche Bücher von mir verboten oder verbrannt sind, ist mir nicht bekannt. Ich bin in die Emigration gegangen, weil ich die faschistische Diktatur aus tiefstem Herzen hasse und verabscheue“ – so begründete Ernst Weiß im Mai 1937 in der literarischen Monatsschrift Das Wort seine Emigration aus Deutschland. Er war nicht unmittelbar gefährdet, als er 1933 zunächst nach Prag ging und 1934 nach Paris. Im Exil verfasste und publizierte er drei Romane: Der Gefängnisarzt oder Die Vaterlosen (1934), Der arme Verschwender (1936) und Verführer. Teil I (1938), deren Verkauf in den Exilländern aber nicht seine Existenz sichern konnte. Sein Freund Stefan Zweig unterstützte ihn finanziell und vermittelte ihm 1938 ein dreimonatiges Arbeitsstipendium der American Guild for German Cultural Freedom, das nach Ablauf um weitere drei Monate verlängert wurde. Die Arbeitsbeihilfe beantragte der Autor für die Fortführung der geplanten Romantrilogie „Der Verführer“. Thomas Mann und Stefan Zweig setzten sich für die Übersetzung seiner Romane in Amerika ein, jedoch ohne Erfolg. Für das literarische Preisausschreiben der Amercian Guild im Sommer 1938 reichte Ernst Weiß das Manuskript des Romans Der Augenzeuge ein, das er in kürzester Zeit für den Wettbewerb verfasst hatte. Nach der durch das Stipendium ermöglichten intensiven Schreibphase versuchte Ernst Weiß durch eigene Kraft sich zu finanzieren, indem er in verschiedenen Exilzeitschriften wie Die Zukunft, Das Neue Tage-Buch oder Maß und Wert Artikel veröffentlichte. Mehr als 100 Francs brachte eine solche Publikation jedoch nicht ein und so lebte er 1939 weiter am Existenzminimum, zudem gesundheitlich geschwächt durch sein schweres Magenleiden. Ein weiteres Stipendium lief im September 1939 aus, so dass Ernst Weiß für einige Monate kein Hotelzimmer mehr bezahlen konnte. Immer wieder sind es Stefan Zweig und Thomas Mann, die ihm kleinere Zuwendungen zukommen ließen, die jedoch keine kontinuierliche Existenzsicherung ermöglichten. Die Kraft, in diesen widrigen und von ihm als entwürdigend empfundenen Umständen zu schreiben, schwand stetig. Die Hoffnung, dass sein Schreiben als ein Akt der Gegenwehr
einen Teil des antifaschistischen Kampfes darstellen könne, ließ
sich nach dem Ausbruch des 2. Weltkriegs nicht mehr aufrecht erhalten.
1936 schrieb er noch an Stefan Zweig: „Wir können dem Terror
der Gegenseite nur eines gegenüberstellen, was auch Sie ihm entgegenstellen,
nämlich den Zusammenhalt der anderen Kräfte, die gegenseitige
Unterstützung, das idealistische Eintreten eines freien Geistes für
den anderen, und beider für die Freiheit, an deren Unsterblichkeit
ich trotzallem ebenso fest glaube wie Sie.“ (Brief vom 25. Mai 1936).
„Er hat sich völlig aufgegeben“, beschrieb Soma Morgenstern
seinen Zustand im Frühjahr 1940. Eine Flucht vor der näherrückenden
deutschen Front ließ sich für ihn daher nicht mehr realisieren.
Am Tag des Einmarschs der deutschen Truppen in Paris, am 14. Juni 1940,
beging Ernst Weiß im Trianonhotel in der Rue de Vaugirard Selbstmord. |
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