„Die dunkle Nacht“

Der 1943 geheim im Alsatia Verlag gedruckte Erzählband beinhaltet sieben Erzählungen, in denen Schneider die zeitgenössische politische Situation aufarbeitet. Die darin enthaltene Erzählung Das getilgte Antlitz schildert verschlüsselt die Machtergreifung Hitlers, insbesondere die Propagandatechniken der Nationalsozialisten, die die partiell vorhandene Begeisterung der Deutschen instrumentalisierten, um eine breite gesellschaftliche Akzeptanz zu suggerieren.

„Er sei vom Geiste Gottes erfüllt, rief ein Weib. Man müsse ihn ehren wie einen Heiligen. [...]
Er schien alles zu vermögen; was bisher kein Mensch erlebt hatte, das sollte ihm unversehens gelingen.“
(„Das getilgte Antlitz“, in: „Die dunkle Nacht“)

Am Ende der Erzählung erkennt die Tochter des Protagonisten:
„Wir sahen ja nur die einfache Wirklichkeit, daß alle sich vor ihm beugten; und diese Wirklichkeit verwirrte uns so sehr in unserer Schwachheit, dass wir Gott nicht mehr fragten. Das arme Volk sah nur die Bilder, nicht die Gedanken; es war gewohnt, von den Bildern zu leben, die ihm die Mächtigen boten, aber in diesen Bildern war keine Wahrheit mehr.“ („Das getilgte Antlitz“, in: „Die dunkle Nacht“)

 

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Erarbeitung:
Kristin Diehle