„Deutsche Menschen“
Benjamins einzige Buchpublikation im Exil

Hierbei handelt es sich um eine kommentierte Briefsammlung von Walter Benjamin, die unter dem Pseudonym „Detlef Holz“ veröffentlicht wurde. Einzelne dieser von Walter Benjamin kommentierten Briefe deutscher Geistesgrößen wie Lichtenberg, Kant, Keller und Büchner erschienen erstmals von April 1931 bis Mai 1932 in unregelmäßigen Abständen anonym in der „Frankfurter Zeitung“. Die literarischen Dokumente sollen für sich, bzw. für historische und politische Gegenwart sprechen, ohne auf das Individuum Walter Benjamin zu verweisen. Im Vorwort der Briefe in der „Frankfurter Zeitung“ heißt es:

„Sie [die Briefe] vergegenwärtigen eine Haltung, die als humanistisch im deutschen Sinn zu bezeichnen ist, und die augenblicklich wieder hervorzurufen um so angezeigter erscheint, je einseitiger diejenigen, die heute, die oft mit Ernst und vollem Bewusstsein ihrer Verantwortlichkeit, den deutschen Humanismus in Frage stellen, sich an die Werke der Kunst und Literatur halten.“

1936 erschien die Anthologie „Deutsche Menschen“ als einzige Buchpublikation Walter Benjamins im Exil in der Schweiz. Der national-pathetische Titel, der Untertitel, die Wahl des Schriftzugs auf dem Buchdeckel und ein abgeändertes Vorwort sollten eine Verbreitung in Deutschland ermöglichen, zugleich aber beim genaueren Lesen einen Hinweis auf den oppositionellen Geist des Werkes geben.

Gershom Scholems Befürchtung, die Briefsammlung würde umgehend auf den Index gesetzt, würde ein Zensor die Kommentare wirklich lesen, realisierte sich zunächst nicht. Die „äußere Tarnung“ war so gut, dass „Deutsche Menschen“ erst 1938, nach Erscheinen einer zweiten Auflage, auf die Verbotsliste gesetzt wurde.

 

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Erarbeitung:
Ute Grasshoff,
Ruth Sandhagen