Exilwerke


„Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam“
(Historischer Roman 1934)

Mit der Persönlichkeit des Erasmus von Rotterdam, dessen Geschichte Zweig hier einschließlich aller wichtigen geschichtlichen Hintergründe darstellt, identifizierte sich der Autor selbst, da der holländische Humanist Werte wie Vernunft, Toleranz, Versöhnlichkeit und Freiheitsliebe verkörperte, die auch Zweig als Humanist sehr achtete.
Das Buch ist als Reaktion auf die nationalsozialistische Herrschaft anzusehen. Die Ähnlichkeiten, die Zweig zwischen seiner Situation im damaligen Europa und der des Erasmus und den Umständen seiner Lebzeit entdeckte, machen diesen historischen Roman zu einem aktuellen Zeitdokument.
An Romain Rolland schrieb Zweig 1933 dazu: „[...] wer zu lesen versteht, wird die Geschichte unserer Tage in der Analogie entdecken.“
Mit „Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam“ wollte Zweig einen „Aufruf zur Toleranz und zur Beharrlichkeit in einer Welt, in der alle schnell Partei ergreifen“ an seine Mitmenschen richten.

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„Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt“
(Biographie/religionsgeschichtliche Studie, 1936)

„Castellio gegen Calvin“ gilt als vertiefende Fortführung des „Erasmus von Rotterdam“ und ist wie letzteres ein Werk, das Herrschaftsumstände des 16. Jahrhunderts beschreibt. Es handelt vom Reformator Calvin - Inbegriff der religiösen Intoleranz und des Inhumanen -, der die Massen in seinen Bann zog, weil er ihnen die erwünschte Freiheit und Ordnung versprach. Die Menschen glaubten, er könne den alten Zustand in Genf wieder herstellen und handele dabei ganz im Sinne des Volkes. Stattdessen ließ Calvin Willkür walten und wurde in seiner Handlungsweise lediglich von seinem größten Gegner Castellio behindert, den Zweig darstellte als „das Bild des Mannes, das ich sein möchte“.
Auch hier sind die Parallelen zwischen Calvins Tyrannei und Hitlerdeutschland unübersehbar. Doch statt irgendeine Wertung vorzunehmen, bleibt Zweig eher objektiv und deutet lediglich an, dass gewisse Vorkommnisse zu Calvins Zeit mit zeitgemäßen gegenüberzustellen wären.

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„Die Welt von gestern“
(Autobiographie, 1941)

Ein Jahr vor seinem Tode schrieb Stefan Zweig seine Autobiographie „Die Welt von gestern“. Zu diesem Zweck hielt er sich im Sommer 1941 in Ossining (New York) auf, wo auch seine erste Frau Friderike wohnte, um immer wieder auf ihre Hilfe beim Verfassen seiner Memoiren zurückgreifen zu können. Die Arbeit an diesem Werk fiel ihm schwer, da er laut Beschreibung eines Freundes zerschlagen, abgespannt, gereizt und überarbeitet war. Dies kommt bereits in einem im Mai 1940 an Max Hermann-Neiße verfassten Brief zum Ausdruck:
„Aus Verzweiflung schreibe ich die Geschichte meines Lebens. Ich kann nicht konzentriert arbeiten. So will ich wenigstens ein Dokument hinterlassen, was wir geglaubt, wofür wir gelebt haben [...].“

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„Die Schachnovelle“

Die Schachnovelle erschien 1941 noch vor Zweigs Selbstmord im Exil als seine letzte abgeschlossene Prosadichtung. Ein letztes Mal nimmt Zweig in diesem Text das Thema der Freiheit des geistigen Menschen gegen die Herrschaft brutaler Gewalt auf.
Auf einem Passagierdampfer besiegt der österreichische Emigrant Dr. B., in dem Zweig abermals sich selbst darstellt, aufgrund seiner geistigen Überlegenheit den dort zufällig mitreisenden, primitiv und brutal dargestellten Schachweltmeister Centrovic (den „Miniatur-Hitler“). Dr. B. bewahrte sich zuvor in der Isolationshaft der Gestapo vor einem geistigen Zusammenbruch, indem er gegen sich selbst Schachpartien ausführte. Nun lässt er sich auf einen geistigen Kampf mit einem Gegner ein und unterliegt in der Revanchepartie, weil er aufgrund eines Nervenfiebers der Belastung des Kampfes nicht standhalten kann. Die Novelle endet in der Resignation, da sich die Waffe des Geistes gegen die inhumane Gewalt als unwirksam erweist. Gleichzeitig mit der Schachnovelle schließt er seine Autobiograph „Die Welt von gestern“ ab.

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Erarbeitung:
Daniela Broich,
Caroline Sander